Ich bin im Rheinland zwischen Aachen und Köln geboren und aufgewachsen. Mein Abitur habe ich an einem naturwissenschaftlich geprägten Gymnasium gemacht. Im Anschluss absolvierte ich ein soziales Jahr im Bereich der Altenpflege. Darin hatte ich bereits Erfahrung, da ich meine demente Großmutter schon während des Abiturs betreute und in den folgenden Jahren pflegte.
Zunächst studierte ich in Aachen Konstruktiven Ingenieurbau und wechselte dann nach Frankfurt. Dort machte ich meinen Bachelor & Master in Architektur. Nach der Zeit des Studiums und ersten Erfahrungen im Beruf in Frankfurt wollte ich den Schritt wagen und in eine neue Stadt ziehen. Nun bin ich in Wien und starte wieder ganz neu, ich freue mich und pack an!
Wenn man fragt - „Warum Architektur?“ - hört man oft die Namen Le Corbusier, Gropius oder das Bauhaus als Stichwort. Charlotte Perrot oder Lina Bo Bardi werden nicht so oft genannt, schade! Auf dem Gymnasium interessierte ich mich bereits für Architektur, insbesondere für die Bauten des Aacheners Mies van der Rohe.
Doch dieses frühe Interesse war für meine Entscheidung nicht wirklich ausschlaggebend. Was mich viel mehr zur Architektur trieb waren der Mix aus persönlichen Umständen, die Kultur der EUregio und die eigene Entscheidung, in diese Richtung zu gehen. Zunächst die persönlichen Umstände. Mein Vater war Baudirektor & Bauingenieur, entwickelte in der Dunkelkammer in seiner Jugend Fotos von Architekturen und Raumsequenzen, zeichnete viel, bis hin zum Linolschnitt. Vieles davon machten wir später gemeinsam.
Auch mein Großvater väterlicherseits studierte das Bauwesen in den 30er Jahren. Als Kind fand ich die alten Zeichnungen, die Reisfedern oder das Tusche-Rotring-Set im Keller und auch ein stückweit meine Begeisterung für diese Arbeit. Das muss natürlich nicht heißen, dass man auch den Beruf erbt. Ich hatte auch ein reges Interesse für Musik. Ich lernte Trompete, brachte mir Gitarre bei. Rhythmus, Harmonie & Komposition sind auch viel näher an Architektur, als es Nutzern oder Betrachterinnen auf den ersten Blick erscheinen mag. Natürlich kam mir beim Lernen von Sonic Youth nicht der Gedanke später Architekt zu werden.
Meine Großmutter begann kurz nach dem zweiten Weltkrieg eine Lehre zur Fotografin und wurde schließlich Glasmalerin. Sie förderte bei mir den Blick auf die Kunst: wie gut ist ein Kunsthandwerk gemacht? Mit Meiner Mutter besuchte ich als Kind und junger Erwachsener Theater Aufführungen und Konzerte. Nicht zu Letzt haben mich hier die Orte immer wieder beeindruckt. Das alte Theater in Aachen, das Haus der Stadt Düren, das Theater im Bauturm Köln, das Ludwig Museum. Emporen, Lichter, die Treppen zu den Logen, das Parkett im Foyer mit eigenem Klang. Das hatte etwas von Magie - wenn das Licht im Aachener Theater ausging, Kristallleuchten die Bühne erhellten, die Musik zu mir empor stieg.
Mein Pate (und Großvater) konstruierte als gelernter Schlosser&Dreher und als Maschinenbauingenieur viele Dinge selbst. Für sich entwarf er alles Mögliche, vom Messerblock, Schiebetüren bis hin zur Solarthermieanlage oder Teichfiltration. Ob Schweißen, Fräsen, Sägen oder Schleifen, das Konstruieren, Werken und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen hat er mir vermittelt. Doch der konkrete Gedanke Architekt zu werden kam mir beim heimlichen Filme schauen (TV-Verbot) mit meinen Geschwistern, vor allem mit meinem älteren Bruder.
Die Filme von Stanley Kubrick mit dem von Ken Adams entworfenen Kriegsraum bei Dr. Seltsam, die alten Film-Kassetten von meinen Eltern mit den Filmen von Hitchcock in s/w gedrehten Treppenaufgängen, Wim Wenders Szenen die nach Hopper-Gemälden aussahen. (Im Übrigen nicht nur Arthouse gefeierte Filme wie Metropolis sondern auch Leones Spaghetti Western). Zuletzt erinnerte mich der Film Martin Eden mit Luca Marinelli mit seinem Mix aus Archivbildern und die durch den Raum und die Weite entstehende Atmosphäre daran, dass es gerade der Film war, der mich auf die Idee brachte, die Räume, die Szenen, ob spektakulär oder routiniert, individuell oder modular, klein, groß, strukturiert, glatt, schnell oder langsam, hoch oder eben, hell oder dunkel - zu entwerfen. … Mulholland Drive, sau stark!
Also, warum Architekt werden? Mein Interesse für Kunst, Musik, Kultur und Geschichte waren das eine, aber ich interessierte mich eben auch sehr für Mathematik, Physik, Konstruktion und für Werkarbeiten. Diese Interessen nicht als Gegensätze zu sehen, sondern als schon immer gut funktionierende Symbiose, war ausschlaggebend. In Cesenatico entdeckte ich einen angelegten Kanal von Da Vinci für den Fürst der Romangna Cesare Borgia. Der Künstler & „Ingenieur“ Da Vinci legte diesen Kanal zu militärischen Zwecken an. Ungewöhnlich kam mir das nicht vor, ist es auch nicht. Die Schnittstelle zu Kunst(handwerk) & Ingenieurswesen war mein Ding. Die Entscheidung selbst ist genauso wesentlich wie das Zusammenspiel aus Erfahrungen, Identität und eigenen Entdeckungen. Der Bildhauer schlägt aus einem Block, aus einem bestimmten Stein, aus einem bestimmten Steinbruch seine Skulptur und formt sie nach seiner Idee, nach seinen Eindrücken, seinen Entscheidungen, die der Form somit seine Identität mitgeben.
Achja, Architektur ist auch nicht Alles. Ich lese gerne Lyrik, Romane, Sachbücher, ab und zu Magazine. Ich schaue leidenschaftlich gerne Filme, auch noch ältere VHS-Kassetten; gerne auch Filme von David Lynch, Sergio Leone, Jim Jarmusch, Godard, Thomas Anderson usw. Aber ich werfe auch gerne mal den Baseball (Go Cubs Go!), fahr gerne Rad, zeichne, werkel in der Werkstatt, bastel, programmiere mit Raspberry Pis. Ich koche sehr sehr gerne, fahre oft mit meinem E-Moped, reise gerne (insbesondere Städtetrips), Theater und ein Museumsbesuch machen mir Spaß!